Life is Life
05.06.2018
Es gibt ja so viele Kalendersprüche. "Carpe Diem." "Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag". "Mache jeden Tag zum schönsten deines Lebens"... blablabla. Jetzt mal ehrlich, so ist es ja nunmal nicht wirklich. Wenn meine Mutter anruft und fragt, was ich denn so mache und wie meine Woche so war, dann überlege ich meist eine Weile. Ja, was mache ich eigentlich so die ganze Zeit? Wie sieht mein Leben eigentlich aus? "Tja, Mama. Ich gehe morgens arbeiten, abends muss ich ab und an einkaufen oder noch Wäsche machen und putzen. Manchmal treffe ich mich mit Freunden oder sitze einfach auf der couch und schaue eine Serie." Wow! Spektakulär! Was für ein grandioses Leben und wie ich so aus jedem Tag den Besten meines Lebens mache. Stark! Ich habs drauf.
Aber ist das jetzt irgendwie schlimm? Muss man jetzt die ganze Zeit denken, dass man was verpasst und dringend noch ganz ganz viele Hobbies braucht um was zu erleben? Ich weiß es nicht. Muss jetzt jeden Tag ein Feuerwerk hochgehen und ich abends im Bett lächelnd einschlafen, weil einfach alles so unfassbar aufregend und geil ist?
Wenn man sich bei Instagram umschaut, sollte es glaube ich so sein. Wenn man sich in meinem Kopf umhört, ist es aber eigentlich alles ok, so wie es ist.
Es fängt ja schon recht früh an, dass all diese Erwartungen von klein an auf einen einprasseln. Man soll ein Instrument lernen und am besten früh auch 1-2 Fremdsprachen. Man soll viel unternehmen und auch reisen, damit man andere Kulturen und mehr Toleranz kennenlernt. Man soll mutig sein, neue Dinge ausprobieren - man ist ja nur einmal jung! Man wird das sonst bereuen! Will man eigentlich heiraten? Trau dich mal was im Job, dann kommst du bestimmt weiter! Wieviele Kinder wollt ihr denn haben? blablabla... so ungefähr war es zumindest bei mir. Ich bin sicher (Gott, bitte sagt mir, dass es so ist!!), dass ich nicht die Einzige bin. Und das sind nur die Erwartungen aus dem privaten Bereich. ;-)
Es gibt also viel, was ich glaube tun zu müssen, um ein akzeptiertes Mitglied dieser Gesellschaft zu sein. Aber auf Manches davon habe ich vielleicht gar keine Lust. Klar, Freunde sind super wichtig, sagen alle. Aber was ist, wenn man eigentlich nicht wirklich Viele hat. Wenn man irgendwie nicht schafft mit vielen Menschen auf diesem Planeten klar zu kommen, bzw. die nicht mit einem. Was ist, wenn die Checkliste des "How-to-be-cool"-Guides nicht abgehakt werden kann?
Ich führe ein aus meiner Sicht, sehr normales Leben. Wenig spektakulär, wenig Ausprägungen, die nach oben oder unten ausreißen. Ich weiß, dass ich ein gutes Leben führe und ich weiß jeden kleinen Luxus, den ich mir leisten kann sehr zu schätzen. Trotzdem: Es ist alles normal. Und jetzt? Carpe ich den diem nicht ausreichend? Mache ich nicht das Beste draus? Versuche ich es nicht intensiv genug mehr Freunde zu bekommen und noch mehr zu erleben?
Diese Fragen gehen mir sehr oft durch den Kopf. Ich habe auch noch nicht auf alles Antworten gefunden. Ich habe mir ein bisschen was vorgenommen, das ein oder andere etwas zu ändern. Mal schauen, ob und wie es mich dann am Ende weiter bringt. Wichtig ist für mich nur eins: Ich möchte mit mir und meinem Leben im Reinen und glücklich sein. Und ich muss sagen: Glücklich, das bin ich! Aber ich bin ganz sicher, jetzt mit 35 kann ich noch Vieles besser machen - vor allem mich selbst. :-)
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